Abgebrannte Windkraftanlage dient der Wissenschaft

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Die Rotorblätter der in Lahr abgebrannten Windkraftanlage in Lahr dienen dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal/Baden und seinen Partnern als Forschungsobjekt für hochwertige Verwertungsverfahren für Verbundwerkstoffe.

Rotorblätter von Windkraftanlagen bestehen zu einem erheblichen Anteil aus Glasfasern, die mit Kunstharzen, Lacken, Schäumen und leichtem Tropenholz zu einem vermeintlich unlöslichen Verbund verarbeitet werden. Die Blätter sollen über Jahrzehnte allen Witterungseinflüssen trotzen. Was während der Nutzungszeit ein unabdingbarer Vorteil ist, wird bei der Entsorgung der Blätter zu einer der zentralen Herausforderungen: Wie lassen sich die einzelnen Bestandteile wieder voneinander trennen, damit sie erneut eingesetzt werden können?

Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie bearbeitet im Rahmen des Fraunhofer-Forschungsvorhabens »Märkte von Übermorgen – Molecular Sorting« diese Fragestellung unter anderem für Verbundwerkstoffe und andere, heute noch nicht verwertbare Stoffströme. »Wir haben - basierend auf Vorversuchen - ein Patent für die Zerkleinerung von Windkraft-Flügeln durch Sprengstoffe eingereicht«, berichtet der Molecular-Sorting-Projektleiter Prof. Jörg Woidasky aus Karlsruhe. »Was uns fehlte war die Möglichkeit, unsere Ideen anhand eines realen Flügels überprüfen und konkretisieren zu können«.

Hier kam der Schadensfall der Anlage in Lahr zur rechten Zeit, denn er gab dem Forscher gemeinsam mit seinem Team die Möglichkeit, genau solche Rotorblätter zu erhalten. »Wir werden die Flügel aus dem Schadensfall wissenschaftlich verwerten und ein Recyclingverfahren entwickeln, das für diesen Wachstumsmarkt benötigt wird« sagt Elisa Seiler vom Fraunhofer ICT, die auf diesem Thema ihre Doktorarbeit anfertigt.

Auf einer durch das Fraunhofer ICT gemeinsam mit einem Partner in Nordbaden genutzten Freiversuchsfläche werden nun unter wissenschaftlichen Kriterien sprengtechnische Zerkleinerungs- und Trennversuche durchgeführt und ausgewertet. Die Firma Bernhard Rieger aus Tauberbischofsheim hat die entsprechende Expertise und wird die sprengtechnischen Experimente durchführen.

Ziel hierbei ist insbesondere die Rückgewinnung langer, wieder zum Beispiel in der Kunststoffverarbeitung einsetzbarer Fasern. Dabei werden neben wirtschaftlichen auch Umweltaspekte wie die Lärm- und die Staubemission mit berücksichtigt. »Und natürlich«, das ist Woidasky wichtig, »werden wir die Rotorblätter nach den Versuchen ordnungsgemäß beseitigen – schließlich dient das Projekt der Nachhaltigkeit und dem Ressourcenschutz!«.