Die Airbag-Tagung in Karlsruhe ist auch nach 20 Jahren noch stark gefragt

Airbag Tagung 2012

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© Fraunhofer ICT

Airbags sind in Europa und den USA seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Sicherheitskonzepts von Fahrzeugen. Dennoch treffen sich alle 2 Jahre etwa 700 internationale Experten in Karlsruhe ein, um sich über Neuerungen aus den Entwicklungslabors und den aktuellen Trends der Branche auszutauschen.

Vom 3. bis 5. Dezember 2012 geht das »International Symposium and Exhibition on Sophisticated Car Occupant Safety Systems«, die Airbag-Tagung des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT, in die 11. Runde. Bei der ersten Veranstaltung 1992 kamen etwa 400 Teilnehmer, inzwischen sind es fast doppelt so viele, obwohl die Entwicklung der Technologie nun seit fast 4 Jahrzehnten besteht.

»Die Branche trifft sich immer noch gerne bei uns, es gibt laut unserem Programm-ausschuss weltweit keinen besseren Ort des fachlichen Austauschs«, sagt Tagungsleiter Jochen Neutz vom Fraunhofer ICT. »Drei wesentlichen Herausforderungen sieht die Branche entgegen: Der Erweiterung der Märkte außerhalb Europas, Japans und der USA, der Verknüpfung von Fahrerassistenzsystemen mit Sicherheitsfeatures zur früheren Unfallvorhersage und damit zur Abmilderung der Unfallfolgen, und die Individualisierung von Cockpits«.

Hohe Unfallzahlen in den Wachstumsmärkten in Asien und Südamerika

Schon lange verkaufen die Europäischen Automobilhersteller Ihre Fahrzeuge nicht mehr nur in den klassischen Automobilmärkten, zunehmend Bedeutung haben die Märkte in Asien, und Südamerika. Insbesondere die Länder China, Russland, Brasilien, Mexico und Argentinien haben hohe Zuwachsraten. Aufgrund schlechterer Verkehrsinfrastruktur, mangelnder Verkehrserziehung, großzügigeren Vorschriften und fehlender oder ungenügender Sicherheitskonzepte weißen diese Märkte extrem hohe Unfallraten mit sehr vielen Verletzen und tödlich verunglückten Personen auf. In China ist die Quote der Unfallopfer bezogen auf die Anzahl der Verkehrsteilnehmer etwa zehnmal so hoch wie in Deutschland. Das rasche Wachstum des Marktes zwingt zusätzlich zu konsequentem Handeln. Erste Anpassungen an die Europäischen und US-Amerikanischen Standards sowie die fortlaufende Verbesserung der Sicherheitssysteme in den dort verkauften Fahrzeugen zeigen inzwischen gute Fortschritte. Volkswagen stellt Beispiele aus dem chinesischen und dem brasilianischen Markt auf der Tagung vor.

Erhöhung der Sicherheit durch Vorhersage des Unfalls

In den letzten Jahren haben sich die Fahrerassistenzsysteme immer weiter entwickelt. Auch das Fahrzeugumfeld wird durch Kameras, Radar und Co. immer besser erkannt. Die Verknüpfung der Information aus dem Fahrzeugumfeld mit den bereits vorhandenen Sicherheitseinrichtungen der Fahrzeuge wird zur weiteren Reduzierung des Verletzungsrisikos beitragen. So erlaubt beispielsweise die Vorhersage eines unvermeidbaren Frontalcrashs das frühzeitige Vorbereiten der Insassen auf die starke Verzögerung des Fahrzeuges. Die Aufprallwirkung soll sich dadurch, je nach Körperpartie, um ca. 20 Prozent verringern lassen. Daimler entwickelt und untersucht derzeit diese Systeme.

Der Seitenaufprall von Fahrzeugen, wie er klassischerweise im städtischen Verkehr auftritt, hat aufgrund des kurzen Energieabsorptionsweg von der Türe zum Fahrer oder Beifahrer ein besonders hohes Verletzungsrisiko – Viele Unfälle mit Seitenaufprall enden tödlich. Die Vorhersage des unvermeidbaren Seitenaufpralls kann in diesem Szenario besonders viele Leben retten. Auch hier kann der Fahrer oder die Beifahrer vorbereitet werden, etwa indem der Sitz zur Fahrzeugmitte bewegt wird und dadurch mehr Platz für einen größeren und damit besser energieabsorbierenden Airbag entsteht, der auch durch die vorhersagebedingte vergrößerte Zeitspanne rechtzeitig gefüllt werden kann. Auch werden Airbags, die außen an der Fahrzeugseite angebracht sind, um die Energie des Impacts deutlich zu reduzieren, vorgestellt. Solche Systeme können nach Aussage der entwickelnden Zulieferindustrie, wie z.B. TRW, die Wirkung auf die Insassen um etwa 40% reduzieren.

Neue Funktionalität im Cockpit

Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt ist das sogenannte Packaging von Systemen: Die Instrumententafel wird immer mehr für Multimediaanwendungen genutzt. Würde man die Airbags aus diesem Bereich verbannen, könnten dort zusätzlichen Funktionen integriert werden oder weitere Ablagefläche und Stauraum entstehen. Dazu müssen die Airbags dann aber im Dachmodul integriert werden und sich von oben entlang der Windschutzscheibe in den Fahrgastraum entfalten. Die Entkopplung der Airbags von der Instrumententafel hätte große Vorteile für die Cockpitgestaltung der zunehmenden Technisierung und Individualisierung des Innenraums von Fahrzeugen, und trägt durch die Einbaulage und Sackausbreitungsrichtung auch zur erhöhten Insassensicherheit bei.

Mit der sinnvollen Gruppierung von Funktionen und Sensoren in aktiven passiven Sicherheitskomponenten und Fahrerassistenzsystemen, zum Beispiel dem Entfrachten des Airbag-Steuergerätes von Sensoren, befasst sich zum Beispiel Bosch, um den Kundenwünschen nach kostengünstiger Standardisierung bei hoher verbleibender Freiheit zur individualisierten Gestaltung von Fahrzeuginnenräumen, Rechnung zu tragen.

Viele weitere spannende Themen der werden bei den 34 Beiträgen der Tagung und den 33 Ständen auf der begleitenden Ausstellung zu sehen sein.